Weser-Kurier: Den Schmerz ausblenden

Der 15. 24-Stunden-Lauf in Delmenhorst hat den Athleten mal wieder alles abverlangt. Aber auch den Helfern waren die Strapazen anzumerken.

Die Quälereien der vergangenen Stunden hatten ihre Spuren hinterlassen: 60 Minuten vor dem Ende des Delmenhorster 24-Stunden-Burginsellaufs schleppte sich ein Gros der Athleten durch den Parcours – humpelnd, gehend oder langsam trabend. Mit Anbruch der finalen fünf Minuten waren die Schmerzen aber offensichtlich wie weggeblasen. Angefeuert von den Zuschauern und dem eigenen Adrenalin fanden die Sportler nochmal Kraftreserven und sprinteten durch die Graftanlagen. Erst als das Schlusssignal ertönte, sanken die Läufer erschöpft zu Boden.

Allerdings hatten nicht nur die Sportler eine Tortur hinter sich, sondern auch dem Organisationsteam vom Laufclub 93 und den freiwilligen Helfern waren die Strapazen anzumerken. „Man legt zwar mal kurz die Beine hoch, aber irgendetwas ist immer“, sagte Dieter Meyer vom Organisationsteam und ergänzte: „Seit Donnerstag sind wir jetzt hier. Das spürt man in den Knochen.“ Der Aufwand hat sich jedoch gelohnt. Zuschauer und Läufer lobten den Veranstalter, bedachten ihn bei der Siegerehrung mit reichlich Applaus. „Das ist ein sehr harmonischer Lauf gewesen“, meinte Birgit Woltjen-Ulbrich, Vorsitzende des Laufclubs. Einzig mit dem Wetter am Sonnabend haderte sie etwas. Denn kurz vor dem Feuerwerk am Abend setzte ein kleiner Regenschauer ein. Woltjen-Ulbrich: „Der Platz war voll, wir hatten bis dahin einen schönen, lauen Sommerabend mit den Besuchern verbracht. Danach saßen wir aber wieder am Lagerfeuer mit Musik zusammen.“

Eine willkommene Abkühlung

Für den einen oder anderen Läufer dürfte der Regen jedoch eine willkommene Abkühlung gewesen sein. Schließlich stellte die drückende Hitze am Nachmittag die Athleten vor besondere Herausforderungen. „Einige haben Melonen zur Abkühlung gegessen. Außerdem wurde sehr viel getrunken“, berichtete Woltjen-Ulbrich. Dieses Wetter machte sich in der Ergebnisliste bemerkbar. Zumindest vermutete Toni Hecker das – er wurde mit 172,488 Kilometer Dritter bei den Herren. „Ich wollte eigentlich in Richtung 200 Kilometer, aber das war nach Sonnabend dann schwierig“, sagte er. Auch der Gewinner Antonio Tallaria knackte diese Marke nicht, er holte sich den Sieg mit 191,782 Kilometern. Sein Vorsprung auf den zweitplatzierten Thomas Behrens war dabei mit fast elf Kilometern recht beachtlich. Die Wertung der Frauen gewann Stefanie Makiola mit 172,968 Kilometern.

Stammgast holt Staffelsieg

Die Staffelwertung ging wie im Jahr zuvor an das Team des „TSV Neuenwalde and Friends“. Am Ende der 24 Stunden hatte es 292 Runden absolviert – fünf mehr als die Mannschaft „Nur deine Mudda rennt schneller“. Der TSV ist mittlerweile ein Stammgast beim Burginsellauf. Aber warum eigentlich? Thomas Pahlke, der die Teams in diesem Jahr organisierte, erklärte: „Es ist ein tolles Event, der Veranstalter leistet eine gute Arbeit. Außerdem ist es schön, dass man hier mal als Team zusammenarbeitet.“ Ansonsten seien Läufer eher Einzelkämpfer. Pahlke selbst musste in diesem Jahr verletzungsbedingt pausieren, im nächsten Jahr startet er aber wieder. „Mir blutet schon ein wenig das Herz“, gestand er.

Einen Platz auf der Siegerbühne ergatterte sich auch Christel Kunze von der LG Ultralauf – in der Altersklasse W80. Als einzige Starterin gewann sie den Wettbewerb mit 55,461 absolvierten Kilometern. In der Frauen-Gesamtwertung landete sie damit auf Platz 34 von 41. Kunze: „Das war jetzt für mich das letzte Mal. Aus Altersgründen höre ich mit den Veranstaltungen auf, laufe aber natürlich so weiter.“ Sie ist immer gerne nach Delmenhorst gekommen. Warum? Weil sie immer gewusst habe, dass dort alles zu 100 Prozent funktioniere. Die genaue Anzahl ihrer Starts beim Burginsellauf kennt sie zwar nicht, aber „ich bin sehr oft und sehr gerne hier gewesen“.
Dieser Artikel erschien am 17. Juni 2018 im Weser Kurier. Link zum online Original: https://www.weser-kurier.de/startseite_artikel,-den-schmerz-ausblenden-_arid,1739720.html
Foto: Bei Wind und Wetter drehten die Läufer 24 Stunden lang eine Runde nach der anderen in den Graftanlagen.  (Martina I. Meyer)